Ein verbreiteter Mythos im Krafttraining besagt, dass nur eine bestimmte „magische“ Anzahl von Wiederholungen zu effektivem Muskelaufbau führt. Aber ist das wirklich so? Meiner Erfahrung nach haben 90 % der Freizeitsportler keine klare Vorstellung davon, wie viele Wiederholungen pro Satz ideal sind, um Muskeln aufzubauen. Dieses Missverständnis kann den Unterschied zwischen stagnierenden Ergebnissen und beeindruckendem Muskelaufbau bedeuten.
Ich erinnere mich an meinen Klienten Herbert, der vor einiger Zeit frustriert zu mir kam. Trotz regelmäßigen Trainings machte er einfach keine sichtbaren Fortschritte mehr. Sein Problem? Er folgte blind der verbreiteten Regel, 10 Wiederholungen pro Satz zu machen, um Muskeln aufzubauen. Jedoch hatte er nicht verstanden, warum das allein nicht ausreicht, um nachhaltig Muskel aufzubauen.
In diesem Artikel werde ich die Hintergründe der „optimalen“ Wiederholungsanzahl enthüllen. Egal, ob Du ein Anfänger bist, der gerade mit dem Training beginnt, oder schon etwas fortgeschritten bist – hier findest Du Antworten, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und meinen Erfahrungen basieren. Mein Ziel ist es dabei, dass Du nach dem Lesen verstehst, wann welche Wiederholungszahl pro Satz die richtige für Dein Krafttraining ist. Vor allem sollst Du jedoch in der Lage sein, das für Dein Training zielführend einzusetzen.
Warum sind Wiederholungen beim Krafttraining und Muskelaufbau wichtig?
Wiederholungen und Widerstand sind die wesentlichen Parameter des Krafttrainings und entscheidend für den Muskelaufbau. Jede Wiederholung stellt einen Reiz dar, der die Muskelhypertrophie – das Dickenwachstum der Muskelfasern – antreiben soll.
Beim Training mit Gewichten erzeugen wir mechanischen Stress auf unsere Muskeln. Dieser Stress führt zu mikroskopischen Schäden in den Muskelfasern, die der Körper durch den Aufbau stärkerer und größerer Fasern repariert – ein Prozess, der als Hypertrophie bekannt ist. Die Anzahl der Wiederholungen beeinflusst, wie effizient dieser Prozess abläuft.
Der goldene Bereich: Gibt es optimale Wiederholungszahlen für Muskelaufbau?
Im Grunde ist es so, dass mit dem Training in verschiedenen Wiederholungsbereichen die gewünschte Beschädigung und folgende Anpassungsreaktion der Muskulatur erreicht werden kann. Manche Herangehensweisen sind jedoch effizienter als andere. Das ist besonders wichtig, wenn Du schnell Muskeln aufbauen oder möglichst wenig Aufwand investieren möchtest.
Im Hypertrophie-Training geht es darum, ein optimales Gleichgewicht zwischen Intensität (Gewicht) und Volumen (Anzahl der Wiederholungen) zu finden, um dem Muskelaufbau (Hypertrophie) maximal förderlich zu sein. Hierzu wird in etablierter Trainingsliteratur als eine der Muskelaufbau-Regeln empfohlen, eine Intensität zwischen 70 und 80 % des maximal bewegbaren Widerstands zu wählen. Damit sollten 6 bis 12 Wiederholungen pro Satz zu schaffen sein. Dadurch werden effektiv die Muskelfasern stimuliert und sowohl die Steigerung der Größe als auch der Kraftaufbau der Muskeln gefördert.
Gerade für Anfänger ist die 8 bis 12 Wiederholungen für maximale Muskelmasse Regel leicht zu befolgen. Damit das auch funktioniert ist jedoch wichtig, dass Du dabei wirklich die Muskeln erschöpfst. Es bringt wenig immer 8 Wiederholungen mit einem Gewicht zu machen, mit dem Du auch 15 Wiederholungen schaffen würdest. Wichtig ist beim Muskelaufbau, dass Du an Deine Grenzen (also das Muskelversagen) gehst und diese regelmäßig verschiebst. Passe also Dein Gewicht regelmäßig an, um auch mittel- und langfristig Muskelwachstum zu erreichen.
Die Magie der Drei: wie viele Wiederholungen bei 3 Sätzen?
Das Konzept der „Drei Sätze pro Übung“ ist in der Welt des Krafttrainings weitverbreitet und hat sich aus gutem Grund als effektive Methode etabliert. Aber warum genau sind drei Sätze so beliebt, und wie viele Wiederholungen solltest Du in diesen Sätzen anstreben?
Warum sind drei Sätze pro Übung so verbreitet?
Drei Sätze pro Übung bieten einen ausgewogenen Ansatz, um Fokus und Intensität in Deinem Training zu maximieren. Dieser Aufbau ermöglicht es, ausreichend Stimulus für das Muskelwachstum zu erzeugen, ohne Dich dabei zu überfordern. Auch für die Konzentration und Motivation hat sich dieses Modell für viele Trainer und Athleten als vorteilhaft erwiesen.
Es ist jedoch eine Methode, die sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene geeignet ist. Wer jedoch lieber viele Sätze einer Übung pro Muskelgruppe macht, um ein hohes Volumen für die jeweilige Muskelgruppe zu erreichen, ist das auch nicht verkehrt.
Die optimale Wiederholungszahl bei drei Sätzen
In den drei Sätzen solltest Du, basierend auf den zuvor erwähnten Empfehlungen, anstreben, Deine Muskeln zwischen 6 und 12 Wiederholungen zu erschöpfen. Wichtig ist dabei, die Intensität so zu wählen, dass die letzten Wiederholungen des letzten Satzes eine echte Herausforderung darstellen, um die Muskelerschöpfung zu erreichen. Wähle Dein Trainingsgewicht so, dass Dir das gelingt.
Viele vs. Wenige: Kann man mit 20 Wiederholungen noch effektiv Muskeln aufbauen?
Die Frage, ob man mit 20 Wiederholungen pro Satz effektiv Muskeln aufbauen und Muskelmasse zunehmen kann, führt uns zu einer interessanten Debatte über die Wirksamkeit hoher Wiederholungszahlen im Krafttraining. Eigentlich wird der Wiederholungsbereich nämlich eher dem Kraftausdauertraining zugeschrieben.
Die Wirkung und der Nutzen hoher Wiederholungszahlen
Ein weitverbreiteter Mythos besagt, dass nur niedrige bis mittlere Wiederholungsbereiche für den Muskelaufbau geeignet sind. Doch aktuelle Studien zeigen, dass weniger Wiederholungen nicht der einzige Weg zu mehr Muskeln sind. Auch hohe Wiederholungszahlen mit leichteren Gewichten können zur Hypertrophie beitragen. Der Schlüssel liegt hier in der Muskelerschöpfung. Wenn Du 20 Wiederholungen mit einem Gewicht machst, das Deine Muskeln bis zum letzten Satz fordert, erzeugst Du einen genügend großen Reiz für Muskelwachstum.
Es ist ein häufiges Missverständnis, dass hohe Wiederholungszahlen nur zur Verbesserung der Muskelkonditionierung und Ausdauer beitragen. Dies trifft zwar auch teilweise zu, bedeutet jedoch nicht, dass sie keinen Beitrag zum Muskelaufbau leisten können. Tatsächlich können Sätze mit 20 oder mehr Wiederholungen besonders nützlich sein, um Plateaus zu überwinden und Muskeln auf neue Weise herauszufordern.
Sinnvolle Anwendung in der Praxis
Ganz praktisch für Dein Training bedeutet dies, dass Du nicht nur an einem Wiederholungsbereich festhalten solltest. Das Variieren der Wiederholungszahlen kann ein effektives Mittel sein, um kontinuierlichen Fortschritt zu fördern. Wenn Du beispielsweise gewohnt bist, hauptsächlich im Bereich von 8-12 Wiederholungen zu trainieren, kann das Einbauen von Sätzen mit 15 bis 25 Wiederholungen eine neue Herausforderung für Deine Muskeln darstellen und somit das Wachstum weiter stimulieren.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass hohe Wiederholungszahlen durchaus ihren Platz im Muskelaufbautraining haben. Sie sind eine wertvolle Ergänzung zu den traditionellen mittleren Wiederholungsbereichen und können Dir helfen, Deine Trainingsroutine vielfältig und effektiv zu gestalten.
Wie Dein innerer Schweinehund mitspielt
Das Überwinden Deines inneren Schweinehundes ist ein entscheidender Aspekt beim Krafttraining und Muskelaufbau. Es spielt keine Rolle, ob Du 8, 12 oder 20 Wiederholungen pro Satz machst – das Wichtigste ist, dass Du überhaupt trainierst. Jedes Training, jede Wiederholung zählt und ermöglicht es Dir letztlich Deine Ziele zu erreichen.
Jede Wiederholung ist besser als keine
Denke daran, dass jede Wiederholung, die Du machst, besser ist als keine. Selbst an Tagen, an denen Du Dich unmotiviert fühlst, ist es wichtig, das Training durchzuziehen und dranzubleiben. Manchmal ist es gerade dieses Training, das den größten Unterschied macht, weil es Disziplin und Willensstärke fördert und gute Gewohnheiten festigt.
Auch generell gilt: Wenn Dir das Training mit 5 Wiederholungen pro Satz (gerade) leichter fällt, dann pass Deinen Trainingsplan für Muskelaufbau darauf an. Dieser Wiederholungsbereich wird zwar eher dem Training der Maximalkraft zugeordnet, doch auch hiermit sind solide Muskelzuwächse möglich. Wichtig ist, dass Du Dich regelmäßig zu Deinem Training motivieren und dieses durchziehen kannst.
Du musst am Ball bleiben, um das Spiel zu gewinnen!
Mehr Motivation für Muskelaufbau – bei jeder Wiederholung
Manchmal brauchen wir einen zusätzlichen Schub, um unseren inneren Schweinehund zu überwinden. Fällt Dir das gelegentlich noch schwer? Dann kann mein Buch und Online-Programm „Werde zum Schweinehund-Killer“ Dir das Leben deutlich leichter machen.
Es ist darauf ausgelegt, Dir die Werkzeuge und Strategien an die Hand zu geben, die Du brauchst, um konsequent zu trainieren und Deine Ziele zu erreichen. Es bietet Tipps zur Motivation, Zielsetzung und wie Du Dich selbst auch an schwierigen Tagen zum Training motivieren kannst.
Denke daran: Der Schlüssel zum Erfolg im Krafttraining liegt nicht nur in der perfekten Anzahl von Wiederholungen oder Sätzen, sondern auch in der Konstanz und dem Willen, weiterzumachen, selbst wenn es (während und außerhalb des Trainings) einmal nicht so gut läuft.
Dein Fazit zur richtigen Wiederholungszahl
Wir haben in diesem Artikel eine Reise durch die möglichen Wiederholungen und Sätze im Krafttraining mit dem Ziel Muskelaufbau unternommen. Dabei haben wir gesehen, wie vielschichtig dieses Thema doch ist. Von der grundlegenden Bedeutung der Wiederholungszahlen und Widerstände über die Vor- und Nachteile der beliebten drei Sätze bis hin zum Umgang mit dem inneren Schweinehund – all diese Aspekte spielen eine Rolle.
Hier noch einmal die wichtigsten Erkenntnisse und weitere Hinweise zusammengefasst
- Wie viele Wiederholungen für den Muskelaufbau? Je nach Trainingsziel variieren die optimalen Wiederholungszahlen. Für Hypertrophie liegt der Fokus auf 6 bis 12 Wiederholungen, aber auch höhere Wiederholungszahlen können effektiv sein, wenn sie bis zur Muskelerschöpfung durchgeführt werden.
- Genug Sätze für alle Muskelgruppen und pro Trainingseinheit: Auch wenn die Zahl der Wiederholungen für Muskelaufbau wichtig ist, so ist es ebenso wichtig, genügend Volumen im Training zu haben. Um ein langfristiges Muskelwachstum anzuregen, solltest Du deshalb außerdem pro Muskelgruppe pro Woche insgesamt 10 Sätze ausführen.
- Die Bedeutung der Konsistenz des Trainings: Unabhängig vom Wiederholungsbereich ist es entscheidend, regelmäßig und zielgerichtet zu trainieren. Dafür muss zuallererst das Training zur festen Gewohnheit werden. Jede Wiederholung zählt und bringt Dich Deinem Ziel näher.
- Es ist niemals zu spät, damit anzufangen: Ob Du 30, 40, 50 oder älter bist, DU kannst noch immer das richtige Muskelaufbau-Training für Dich finden. Auch Muskelaufbau im Alter ist noch möglich und absolut sinnvoll.
Mit diesen Informationen und Anregungen hoffe ich, dass Du gut mit Deinem Training vorankommst. Dabei wünsche ich Dir viel Spaß und Erfolg.
Und denk immer daran: Jede Wiederholung Deines Trainings ist wichtiger als jede Wiederholung bei Deinem Training!
Dein Jahn
PS: Wenn Du zuverlässig Muskeln aufbauen und das auf eine effiziente Weise tun willst, dann solltest Du Dir mein Programm Muskelaufbau-Basics anschauen. Damit gelingt es Dir, Schritt für Schritt von Anfang an die richtigen Dinge zu tun und dadurch schnell Muskeln aufzubauen. Dies wird Dir gelingen, ohne unnötig viel Zeit in einem Fitnessstudio verschwenden zu müssen.
Über den Autor dieses Artikels
Jahn Sterley war über 10 Jahre als Unternehmensberater und Projektleiter unterwegs und ist immer auf der Suche nach zeiteffizienten Lösungen.
Dabei hat er sich auf die Themen Kraftsport und Muskelaufbau, sowie das systematische Erreichen von Zielen spezialisiert.
Neben seiner Tätigkeit als Chefredakteur des Fitnesswelt-Teams betreibt Jahn mit Fitvolution noch einen Fitnessblog, der sich speziell an vielbeschäftigte Menschen richtet.
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