Mit dem Fahrrad zur Arbeit – Ein Erfahrungsbericht

| | ,

Uwe Kauntz hat sich im vergangenen Jahr intensiv damit beschäftigt, wie man mit dem Rad zur Arbeit kommt, ohne dabei die Motivation zu verlieren. Sein Erfahrungsbericht soll dir als Motivation dienen, um zukünftig mal öfter das Rad im Alltag zu nutzen.

Inhaltsverzeichnis

Wie alles begann…

Wir schreiben das Jahr 2021, genauer gesagt den letzten Tag dieses Jahres. Es ist ein trüber Nachmittag und ich habe gerade eine Laufeinheit in kurzer Hose bei vierzehn Grad Außentemperatur absolviert. Ich habe die milden Temperaturen genossen, aber da war so ein komisches Gefühl. Vierzehn Grad am letzten Dezembertag? Irgendwie surreal.

Ich freue mich auf das, was gleich kommt, denn wie jedes Jahr besuche ich, ausgerüstet mit einem kleinen Notizblock und einem Bleistift mein Lieblingscafé. Am letzten Tag des Jahres plane ich dort gerne meine Ziele für das kommende Jahr, so auch heute.

Da sind die üblichen sportlichen Ziele, die Städte, die ich gerne besuchen möchte und ich mache mir Gedanken über meine berufliche Zukunft und meine Familie.

Apropos Beruf …. Im Jahr 2022 will ich „so oft ich kann mit dem Fahrrad zur Arbeit fahren“.

Mit dem Rad zur Arbeit als Neujahresvorsatz

Die Rechnung ist einfach. Ich arbeite ca. 220 Tage pro Jahr und bis zu meinem Arbeitsplatz muss ich (einfach) ca. 11 Kilometer zurücklegen. Ich überschlage die Jahreskilometerzahl und rechne in meinem motivierten Leichtsinn, dass ich alleine ca. 350,- EUR an Benzinkosten sparen würde, wenn ich vom Auto auf den Drahtesel umsteige. Hinzu kommen noch die eingesparten Verschleißkosten und Nerven auf unseren notorisch überfüllten Straßen. Es lohnt sich also wirtschaftlich und für meine Emotionen.

Doch es gibt da eine Sache, die mir noch wichtiger ist. Ich brauche beim Laufen mehr Power in den Oberschenkeln! Beim Trailrunning geht mir bisher die Kraft viel zu schnell aus und ich weiß, dass Triathleten sich die Power für ihre Beine auf dem Fahrrad holen. Außerdem könnten meine Stockerlbeine durchaus etwas mehr Quadrizeps für die Optik gebrauchen.

Aus diesen Überlegungen heraus wandert mein neuer Vorsatz „Mit dem Fahrrad zur Arbeit“ auf meinen Notizblock. Dort bleibt er stehen und gerät in Vergessenheit, bis mir mein Notizblock im März zufällig beim Aufräumen wieder in die Hände fällt. Gut gemacht Uwe!

Die „BIKE to WORK“ Challenge wird geboren

Ich bin ein Wettkampftyp und brauche konkrete Herausforderungen, um meinen Allerwertesten hochzubekommen. Deshalb weiß ich sehr schnell, was ich tun kann, um mir die notwendige Motivation zum „Reiten meines veganen Pferdes“ zu holen.

Ich packe mein Smartphone, aktiviere meine Strava-App und erstelle ein neues, sportliches Ziel. Ich setze „2022 Jahres-Fahrrad-Kilometer für das Jahr 2022“ und speichere.

So, wir haben es gerade Ende März und ich habe bereits fast 500 Kilometer Rückstand auf mein „Soll“. Ok, „Challenge accepted!“, denke ich mir – und wenige Minuten später habe ich mein Fahrrad aufgepumpt, die Kette geölt und mir ein neues Schloss gekauft.

Dunkel, nass und kalt.

Es ist ein Dienstag, an dem ich mich dieses Jahr zum ersten Mal im Dunkeln auf mein Fahrrad schwinge und voller Enthusiasmus in die Arbeit fahre. Es regnet und ich habe noch kein Schutzblech am Hinterrad. Als ich meine ersten, mit meiner Uhr getrackten Jahres-Fahrradkilometer in meiner App bewundere, wird mir bewusst, dass mein Hintern und Rücken komplett schmutzig und durchnässt ist.

Heute verbringe ich den kompletten Vormittag notgedrungen auf meinem Bürostuhl und bin dankbar, dass sich der Rest des nun trockenen Staubes von meiner Hose und meiner Pulloverrückseite abklopfen lässt. Auch mein Bürokollege ist dankbar, dass ich meinen Kaffee nun wieder selbst holen kann.

Die nächsten Tage zwinge ich mich auf mein Fahrrad, aber der Rückstand zwischen den Ist- und den Soll-Kilometern in Strava wird nur langsam kleiner.

Realität vs. Ziele

Ich bin ganz ehrlich. Ich fahre nicht jeden Tag mit dem Fahrrad bis zur Arbeitsstelle. Denn ich finde immer wieder Ausreden, die groß genug sind, um ab und zu doch wieder ins Auto zu steigen. So muss ich manchmal nach der Arbeit Getränke einkaufen, mal meine Tochter von irgendwo abholen, mal einen Kunden besuchen, mal in der Mittagspause nach Hause fahren und mit dem Hund Gassi gehen etc.

Aber meistens schaffe ich es, zumindest vier von fünf Werktagen mit meinem veganen Drahtesel in die Arbeit zu „reiten“ und jeden Tag zweiundzwanzig Kilometer für meine Challenge zu sammeln.

Das Wetter spielt langsam mit …

Der April und Mai sind prima, denn diese sind trocken und warm und bei mir stellt sich ein Momentum ein. Nun ist das Fahrrad für mich „normal“ geworden und das Auto steht immer häufiger die ganze Woche unbewegt auf dem Parkplatz.

Der Juni und Juli sind heiß, aber früh morgens ist es sehr angenehm auf dem Fahrrad, nur im T-Shirt locker flockig in die Arbeit zu fahren. Wenn ich dann abends verschwitzt wieder zu Hause ankomme, ziehe ich meist meine Laufschuhe an und dreh noch eine Runde, damit sich das Duschen so richtig lohnt!

Anfang Juli hole ich übrigens meinen Rückstand in Strava auf und ab jetzt beginnt mein Vorsprung zu wachsen. Die Ist-Kilometer sind nun größer als das Soll.

Strava motiviert

Ich werde auf vier Teilstücken meines Arbeitsweges „Local Legend“ und mittlerweile kenne ich die anderen Radfahrer ebenfalls. Wir grüßen uns und kommentieren uns auf Strava gegenseitig. Na ja, eine Ausnahme gibt es schon …. Da gibt es so einen E-Biker, der nie zurückgrüßt. Der ist in unserer neuen Fahrrad-Gleichgesinnten-Arbeitsweg-Community nicht besonders beliebt, aber ich grüße konsequent weiter und ja, im Oktober erwidert er meinen Gruß das erste Mal. Etwas genervt, aber das ist egal.

Ich erreiche mein Jahresziel Mitte Oktober und bin richtig stolz darauf.

Strava Ziele - mit dem Rad zur Arbeit

Doch auf einmal spielt meine Challenge gar keine Rolle mehr, denn aus der Challenge ist lieb gewonnene Gewohnheit geworden. Ich fahre immer noch nicht jeden Tag mit dem Fahrrad, aber zumindest habe ich ein schlechtes Gewissen, wenn ich ab und zu mein Auto auf dem Firmenparkplatz parke.

Die Erkenntnisse eines überzeugten BIKE to WORK Anhängers

Ich habe ein tolles Jahr 2022 hinter mir, mit vielen tollen Momenten auf meinem Fahrrad und ja, meine Beine sind stärker geworden und haben tatsächlich etwas an Umfang gewonnen. Aber im Nachhinein betrachtet ist, dass eigentlich gar nicht das Beste an dieser Jahres-Challenge gewesen.

Ich konnte zwei weitere Menschen mit meinem Vorbild dazu animieren, häufiger das Fahrrad zu nutzen. Da mir diese Menschen wichtig sind, habe ich ihnen beinahe täglich ein so schlechtes Gewissen gemacht, dass sie gar nicht anders konnten, als die verstaubten Fahrräder aus dem Keller zu holen. Dazu war gar nicht viel nötig. Ich musste ihnen lediglich den aktuellen Stand meiner Challenge in Form einer Bildschirmkopie schicken.

Die „BIKE To WORK Challenge“ hinterlegen habe ich zwischenzeitlich aus Überzeugung für einen guten Zweck (Wiederaufforstung von Wäldern) auf meinem Blog veröffentlicht und hoffe, dass ich damit viele Menschen zum Mitmachen animieren kann.

Für mich ist das Fahrradfahren zur Selbstverständlichkeit geworden und ich überlege bereits meine erste Bikepacking Tour zu planen und spare bereits für ein richtig cooles Gravelbike.

Ach übrigens, diesmal passe ich jedoch auf meinen Notizblock besser auf, damit ich nicht wieder zu spät starte 😉

Bleibt gesund und aktiv,

Uwe

Über den Autor dieses Artikels

Ich bin Uwe Kauntz, 46 Jahre alt, Trailrunner, Hindernisläufer, Radfahrer, Ausdauersportler, Blogger und hoffnungsloser Träumer.

Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch mit seinen Handlungen die Welt besser machen kann.

Aus diesem Grund stecke ich derzeit meine ganze Energie in die Timeless Challenge. Jede der Challenge-Ideen soll Menschen einen kleinen „Schubs“ geben, um etwas Neues auszuprobieren und die Komfortzone ins echte Leben zu verlassen.

Ich schreibe auf meinem Blog „Rockyourgoal“ und lade Dich herzlich ein.

Welcher Sport passt zu Dir?

Mach jetzt das Quiz und finde es heraus!