- Anreise von Deutschland nach Kathmandu
- Das Organisatorische zuerst
- Tag 1: Die Ankunft in Lukla und der Weg nach Phakding
- Tag 2: Phakding nach Namche Bazar – Höhenmeter und Herausforderungen
- Tag 3: Akklimatisieren in Namche Bazar – ein willkommener Pausentag
- Tag 4: Namche Bazar – Tengboche – Aufstieg in die Höhe
- Tag 5: Von Tengboche nach Dingboche
- Tag 6: Akklimatisierung in Dingboche
- Tag 7 – Von Dingboche nach Lhobuche
- Tag 8 – Aufstieg zum Everest Base Camp
- Tag 9 – Der Rückflug von Gorakshep nach Lukla und Weiterreise nach Kathmandu
- Fazit über den Everest Base Camp Trek
Der Trek zum Everest Base Camp in Nepal gilt als eine der beeindruckendsten Wanderrouten der Welt. Die steilen, steinigen Pfade, die atemberaubende Landschaft des Himalayas und die Herausforderungen der Höhenanpassung machen diese Tour zu einem einzigartigen Erlebnis.
In diesem Artikel findest du eine detaillierte Beschreibung der einzelnen Etappen des Treks – von der Ankunft in Lukla bis zum Base Camp. Ideal für alle, die selbst mit dem Gedanken spielen, diesen legendären Weg zu gehen, oder einfach mehr über die Herausforderungen und Highlights erfahren möchten.
Für mich war der Everest Base Camp Trek Ende Oktober 2024 eine unvergessliche Erfahrung – körperlich, geistig und emotional. Schon in den ersten Tagen wurde klar, dass diese Reise weit mehr ist als nur eine Wanderung. Die Herausforderungen auf den unebenen, steinigen Pfaden, die Anstrengung, die Höhenmeter zu bewältigen, und die eindrucksvollen Begegnungen mit Land und Leuten prägen diese einmalige Erfahrung.
Wer wandert hier?
Wir, das sind Martin, der im Alltag als IT-Spezialist arbeitet, und ich, Kerstin, die im Fitnesswelt-Magazin normalerweise über Themen wie Pilates und Meditation schreibt. Unsere gemeinsame Leidenschaft? Das Wandern. Egal ob große oder kleine Berge, wir lieben es, die Natur zu erkunden.
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Mehr InformationenAnreise von Deutschland nach Kathmandu
Der Weg zum Everest Base Camp beginnt in Deutschland meist mit dem Flug nach Kathmandu, der Hauptstadt Nepals und Ausgangspunkt für Trekkingtouren im Himalaya. Von Deutschland aus gibt es keine Direktflüge nach Kathmandu, sodass du in der Regel einen Zwischenstopp in einem der großen Drehkreuze in der Golfregion oder in Asien einplanen musst.
Häufig bieten Fluggesellschaften wie Qatar Airways, Turkish Airlines und Emirates Verbindungen über Doha, Istanbul oder Dubai an. Die gesamte Flugzeit liegt, je nach Verbindung und Länge des Zwischenstopps, bei etwa 12 bis 18 Stunden.
Kathmandu selbst ist eine spannende Stadt, die das Tor zu den hohen Bergen bildet und gleichzeitig eine Welt voller neuer Eindrücke eröffnet. Vom Flughafen aus erreicht man leicht das touristische Viertel Thamel, wo die meisten Reisenden unterkommen und letzte Vorbereitungen für den Trek treffen. Es ist hilfreich, sich vorab über die Visabestimmungen für Nepal zu informieren, da das Visum entweder online oder direkt bei Ankunft am Flughafen erhältlich ist.
Das Organisatorische zuerst
Wir haben uns bewusst dafür entschieden, mit der Trekking-Organisation Green Valley zu reisen. Unsere Gruppe bestand aus drei Personen (uns zwei plus einer Freundin), einem Guide und zwei Portern. Jeder von uns durfte insgesamt 15 Kilogramm Gepäck mitnehmen, aufgeteilt in einen Tagesrucksack und eine Duffel Bag, die von den Portern getragen wurde.
Auf dem Weg trafen wir viele Einzelpersonen oder Paare, die ohne Guide unterwegs waren und ihr gesamtes Gepäck selbst trugen. Das ist sicherlich möglich, aber deutlich anstrengender. Da der Weg gut markiert ist und viele Wanderer unterwegs sind, verliert man sich selten und läuft nie lange allein. Eine Trekking-Organisation oder einen Guide benötigt man theoretisch nicht – solange alles nach Plan läuft.
Wenn jedoch etwas schiefgeht, wie etwa Magen-Darm-Probleme, Höhenkrankheit oder sogar ein Notfall wie Wasser in der Lunge, bei dem ein Rettungshelikopter notwendig wird, ist es unschätzbar, einen erfahrenen Guide an der Seite zu haben. Besonders die Höhenkrankheit sollte man nicht unterschätzen, da sie schnell gefährlich werden kann.
Auch bei Wetterproblemen ist eine gute Organisation Gold wert. Als wir beispielsweise von Lukla nach Kathmandu zurückfliegen wollten, sorgten schlechte Wetterbedingungen für große Verzögerungen. Dutzende Wanderer warteten teilweise tagelang auf ihren Flug, doch wir wurden als einzige Gruppe noch ausgeflogen – dank der Planung unserer Organisation, die einen Plan B für solche Fälle vorbereitet hatte. Andere Wanderfreunde mussten zwei weitere Nächte in Lukla verbringen, während wir bereits in Kathmandu eine heiße Dusche genossen und uns an einem Soja-Chai-Latte in der Hauptstadt erfreuten.
Tag 1: Die Ankunft in Lukla und der Weg nach Phakding
Nach einem viel zu frühen Weckerklingeln und ohne viel Schlaf begann der erste Tag mit dem 30-minütigen Flug von Kathmandu nach Lukla. Der Flug ist berüchtigt für die kurze und abschüssige Landebahn, die direkt in die umliegenden Berge übergeht. Doch wir hatten Glück mit dem Wetter und landeten sicher – die ersten Blicke auf die majestätischen Gipfel des Himalayas inklusive.
Von Lukla aus begann unser Trekking-Abenteuer. Die kleine Ortschaft mit ihren bunten Häusern und quirligem Treiben ist der Ausgangspunkt für viele, die sich auf den Weg ins Everest-Gebiet machen. Nach einer kurzen Frühstückspause machten wir uns mit unserer Gruppe und den einheimischen Begleitern auf den Weg. Die erste Tagesetappe führte über gut begehbare, aber unebene Pfade, die sich durch die sanfte Hügellandschaft schlängeln.
Das Gehen verlangte sofort volle Konzentration: Der Untergrund wechselte ständig zwischen steinigen Wegen, losem Geröll und gelegentlichen Stufen, die teils aus Naturstein, teils aus Holzplanken bestanden. Zwischendurch überquerten wir die ersten Hängebrücken, die über tief eingeschnittene Flusstäler führten. Diese schwankenden Brücken, oft mit flatternden Gebetsfahnen geschmückt, erforderten eine Mischung aus Mut und Balance und sind überhaupt nicht mein Ding. Aber darüber musste ich dennoch.
Der Weg bot einen Mix aus moderaten Anstiegen und gelegentlichen Abstiegen – eine Art Vorbereitung auf die anspruchsvolleren Etappen, die uns noch bevorstanden. Besonders die ersten Anstiege waren eine Herausforderung, da sich der Körper erst an die neue Belastung und auch an die Höhe gewöhnen musste. Das Gehen im stetigen Rhythmus half, und zwischendurch erlaubten kurze Pausen einen Blick auf die umliegende Landschaft. Die satten Grüntöne der Terrassenfelder, das Rauschen der Flüsse und die ersten Schneegipfel am Horizont sorgten für staunende Momente.
Nach etwa drei bis vier Stunden Gehzeit erreichten wir Phakding, ein kleines Dorf, das hauptsächlich aus Teehäusern und ein paar Läden besteht. Nach einer wohlverdienten Rast und einer warmen Dusche (!) wurde klar: Dieser Trek würde spannend, anstrengend und voller unvergesslicher Eindrücke sein.
Tag 2: Phakding nach Namche Bazar – Höhenmeter und Herausforderungen
Der zweite Tag begann früh, da eine der anspruchsvollsten Etappen des Treks vor uns lag. Von Phakding aus führte der Weg stetig bergauf, immer entlang des rauschenden Dudh Kosi-Flusses, der von den Gletschern des Himalayas gespeist wird. Schon am Morgen waren die ersten Herausforderungen spürbar: lange Steintreppen, steile Anstiege und schmale Pfade, die Konzentration und Ausdauer forderten. Wanderstöcke sind hier Gold wert.
Auf dem Weg passierten wir kleine Dörfer und buddhistische Gebetsstätten. Immer wieder kamen wir an Mani-Steinen mit eingravierten Gebeten und farbenfrohen Gebetsmühlen vorbei, die den Pfad säumten. Eine wichtige Tradition im Himalaya ist es, diese auf der linken Seite zu passieren, um Respekt zu zeigen – ein schöner Moment, der uns an die tiefe Spiritualität der Region erinnerte.
Je höher wir stiegen, desto stärker war der Einfluss der Höhe zu spüren. Jeder Schritt erforderte mehr Anstrengung, und die Luft wurde kühler und dünner. Die zahlreichen Hängebrücken, die wir überqueren mussten, waren ein weiteres Highlight des Tages. Eine der bekanntesten ist die Hillary-Brücke, hoch über dem Tal gespannt und geschmückt mit flatternden Gebetsfahnen. Während die Aussicht spektakulär war, war das Schwanken der Brücke eine echte Nervensache.
Der Weg war lebendig: Träger mit unglaublich schwer beladenen Körben, die an Stirnbändern getragen wurden, zogen an uns vorbei. Yaks und Esel transportierten Versorgungsgüter – von Lebensmitteln bis hin zu Gasflaschen und Baumaterialien. Es war beeindruckend zu sehen, wie diese Tiere und Menschen das Leben in dieser entlegenen Region am Laufen halten. Für uns bedeuteten diese Begegnungen jedoch auch Vorsicht, da die schmalen Pfade oft geteilt werden mussten und man definitiv keine Bekanntschaft mit Hörnern machen möchte.
Die letzten Kilometer des Tages waren die härtesten: Ein steiler Anstieg, der scheinbar kein Ende nehmen wollte, führte uns hinauf nach Namche Bazar. Die Mühe wurde jedoch belohnt, als wir endlich den Blick auf die terrassenförmig angelegte Ortschaft erhaschten, eingebettet in die Berge. Namche Bazar ist nicht nur das wirtschaftliche Zentrum der Region, sondern auch ein beliebter Treffpunkt für Trekker. Hier gibt es zahlreiche Teehäuser, kleine Geschäfte mit Trekking-Ausrüstung und sogar Cafes, die alles Mögliche von veganen Brownies bis hin zu Sojamilch Cappuccino anbieten. Es ist definitiv touristisch hier.
Nach dem langen Wandertag fühlte sich die heiße Dusche im Teehaus wie purer Luxus an. In Namche Bazar verbrachten wir den Abend mit anderen Wanderern, teilten Geschichten und genossen die Annehmlichkeiten wie gutes Wlan, um Instagram mit Bildern zu versorgen. Gleichzeitig war uns bewusst: Ab hier würden die Bedingungen rauer und die Unterkünfte einfacher werden.
Die Höhenmeter und nicht enden wollenden Treppenstufen hatten ihre Spuren hinterlassen, doch der Stolz, diese Herausforderung gemeistert zu haben, war größer. Namche Bazar markiert nicht nur einen wichtigen Zwischenstopp, sondern auch den Übergang in die entlegeneren, höheren Regionen des Himalayas.
Tag 3: Akklimatisieren in Namche Bazar – ein willkommener Pausentag
Akklimatisierung ist entscheidend, um den Körper an die dünnere Luft in höheren Lagen zu gewöhnen. Statt weiter bergauf zu wandern, stand an diesem Tag eine kürzere Wanderung auf dem Programm, die uns half, uns auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten. Das Ziel war ein Aussichtspunkt oberhalb von Namche Bazar, von dem aus sich die majestätischen Gipfel des Himalayas präsentierten, allen voran der Everest.
Der Anblick war überwältigend: In der klaren, frischen Bergluft schienen die Berge zum Greifen nah. Die Schneespitzen der umliegenden Gipfel glitzerten im Sonnenlicht und boten einen ersten Eindruck von der gewaltigen Natur, die uns noch lange begleiten sollte.
Da heute nichts weiter auf dem Programm stand, hatten wir die Möglichkeit, zwei Museen über die Kultur und den Alltag der Sherpas zu besuchen. Diese Ausstellungen boten faszinierende Einblicke in das Leben der Sherpas, die für ihre unerschütterliche Stärke und Ausdauer bekannt sind.
Besonders beeindruckend war die Darstellung der Everest-Besteigungen und der Rolle der Sherpas bei diesen historischen Expeditionen. Es war beeindruckend, wie unter einfachsten Bedingungen und mit minimaler Ausrüstung die Sherpas diese gewaltigen Leistungen vollbrachten – oft als vergessene Helden der Everest-Geschichte. Diese Geschichten ließen mich die eigene Reise in einem anderen Licht sehen. Sie erinnerten mich daran, wie viel Ausdauer, Entschlossenheit und mentale Stärke im Menschen stecken können.
Nach den Museumsbesuchen erkundeten wir die Trekking-Bekleidungsläden, kauften Mini-Gebetsflaggen und nutzten unsere lokalen Simkarten, um unseren Eltern zuhause in Deutschland per Videocall Nepal zu zeigen.
Der heutige Erholungstag half, die mentalen und körperlichen Reserven aufzuladen und uns für die nächsten Etappen zu stärken.
Tag 4: Namche Bazar – Tengboche – Aufstieg in die Höhe
Wieder früh am Morgen machten wir uns auf den Weg von Namche Bazar nach Tengboche, einem weiteren wichtigen Zwischenstopp auf dem Weg zum Base Camp. Die Route führte uns zunächst mit einem kurzen Anstieg aus dem Ort heraus und eröffnete bald einen spektakulären Ausblick auf den Everest, der in der frischen Morgenluft schimmerte und sich in den wolkenlosen Himmel abhob. Diese ersten Blicke auf den Gipfel ließen das große Ziel unserer Reise greifbarer werden und gaben uns die nötige Motivation für die bevorstehenden Höhenmeter.
Der Weg nach Tengboche führte uns durch dichte Wälder, in denen sich die Pfade von sandigen Flächen zu steinigeren Abschnitten wechselten. Die Landschaft war ruhig und fast meditativ – der sanfte Klang des Windes in den Bäumen und das entfernte Rauschen von Flüssen begleiteten uns, während wir in unserem eigenen Tempo voranschritten. Immer wieder machten wir kurze Pausen, um die frische Bergluft zu genießen und den Blick auf die schneebedeckten Gipfel zu werfen, die sich immer näher und mächtiger anfühlten.
Alles fühlte sich so entspannt und gelassen an, dass ich meine heruntergeladenen Podcastfolgen und Spotify Musik fehl am Platz fand und lieber in Ruhe einen Schritt vor den anderen setzte. In der Ferne zeigte unser Guide den heutigen Weg: zuerst steil nach unten ins Tal und dann wieder steil auf der anderen Seite hoch. Na traumhaft!
Auf dem steilen Weg runter ins Tal mussten wir über Felsen und sandige Pfade hinabsteigen, wobei die knirschenden Steine unter den Füßen die einzige Begleitung zu unseren eigenen Atemzügen waren. In einer kleinen Lodge machten wir Rast zu Mittag, um uns für den kommenden Aufstieg zu stärken. Hier begegneten wir der neugierigen Tochter der Gastwirtin, die uns mit fließendem Englisch unterhielt und uns eine Vielzahl von Fragen stellte. Ihre fröhliche Art und ihre Wissbegierde brachten ein Lächeln auf unsere Gesichter und gaben uns eine kleine Pause vom konzentrierten Gehen.
Nach einem stärkenden Mittagessen ging es an den langen, steilen Aufstieg nach Tengboche. Der Weg zog sich, der Anstieg war fordernd und verlangte uns alles ab. Doch die Belohnung war umso größer: Je weiter wir nach oben kamen, desto eindrucksvoller wurde die Aussicht. Die mächtigen Berge, die uns umgaben, schienen fast zum Greifen nah. Kaum zu glauben, dass die meisten Berge, die man unterwegs sieht „nur“ um die 6.000 – 6.800 Meter hoch sind. Sie wirken viel höher.
Als wir schließlich die 4.000-Meter-Marke überschritten und Tengboche erreichten, waren wir erschöpft, aber überwältigt von der Ruhe und der friedlichen Atmosphäre des winzigen Ortes. Die Sonne schien warm auf unsere Gesichter, und wir genossen die friedliche Stille des Ortes, der fast wie ein Rückzugsort inmitten der gewaltigen Bergwelt wirkte.
Der Höhepunkt des Nachmittags war der Besuch im buddhistischen Kloster von Tengboche, das an diesem Tag von den Mönchen für Gebete und Gesänge genutzt wurde. Der Klang ihrer tiefen, rhythmischen Gesänge erfüllte die Luft und ließ die spirituelle Bedeutung dieses Ortes greifbar werden. Es war ein einzigartiges Erlebnis, das uns die Bedeutung dieser Kultur und den tiefen Frieden, den der Himalaya ausstrahlt, spüren ließ.
Auch in Tengboche war in unserer Unterkunft das Wlan inklusive und einigermaßen schnell genug, um die Welt mit unseren Wanderbildern zu versorgen. Doch ab morgen sollte sich das ändern.
Tag 5: Von Tengboche nach Dingboche
Die Nacht hat uns einiges abverlangt – die Kälte und die Höhe zeigen Wirkung. Besonders Martin hat mit starkem Husten zu kämpfen. Unser Tag beginnt mit einem Abstieg durch einen märchenhaften Wald, der an Harry Potter erinnert. Doch trotz der idyllischen Umgebung fühlen sich unsere Beine schwer an, und die Müdigkeit sitzt tief. Der entspannte Start in den Tag will heute nicht so recht gelingen, obwohl der Weg nicht besonders anspruchsvoll ist. Mein Kopf pocht leicht, und ich hoffe, dass das Ibuprofen bald Wirkung zeigt.
Wir versuchen, die Einnahme von Medikamenten gegen Höhenkrankheit so lange wie möglich hinauszuzögern. Martin, der solche Tabletten bereits am Kilimandscharo genommen hat, erinnert uns daran, dass sie häufige Toilettengänge verursachen – eine Vorstellung, die angesichts der einfachen Toiletten hier nicht besonders reizvoll ist.
Nach dem Abstieg kommt, wie so oft, ein steiler Anstieg. Die Landschaft verändert sich merklich: Die Bäume weichen karger Steppe, und die Umgebung wird rauer und offener. Auf über 4.000 Metern spüren wir die Anstrengung mit jedem Schritt stärker. Doch die Ausblicke entschädigen uns: Ein tiefes Flusstal, schneebedeckte Gipfel und eine beeindruckend unberührte Natur lassen uns innehalten und staunen.
Nach dem letzten Anstieg erreichen wir Dingboche auf 4.310 Metern Höhe, unser Zuhause für die nächsten zwei Nächte. Gleich am Ortseingang entdecken wir das Hana Café, das schnell zu unserem Lieblingsplatz wird. Kuchen, frischer Espresso, gratis Wlan und dazu die Möglichkeit, Handys und Powerbanks kostenlos zu laden – eine echte Wohltat. In unserer Unterkunft gibt es zwar WLAN, allerdings ist es langsam und kostenpflichtig: 1.000 NPR (ca. 7 €) für 24 Stunden. Das Hochladen von Fotos ist damit kaum möglich, und auch unsere lokalen SIM-Karten haben in dieser Höhe keinen Empfang mehr. Auch Strom kostet ab hier, was das Laden von technischen Geräten ziemlich teuer macht. Da verfuttern wir die Stromkosten lieber in Form von Kuchen im Café und laden gratis.
Tag 6: Akklimatisierung in Dingboche
Der Morgen beginnt eisig – die Kälte kriecht durch jede Schicht Kleidung. Trotzdem starten wir früh zu unserer Akklimatisierungstour, während selbst die Yaks noch verschlafen wirken. Doch wie immer wird es gegen 8 Uhr, sobald die Sonne herauskommt, angenehm warm und der Tag fühlt sich leichter an. Unser Plan: von Dingboche auf 4.400 Metern Höhe aufsteigen bis knapp 5.000 Meter und dann wieder hinunter. Dieses „hoch wandern, tief schlafen“-Prinzip soll unseren Körper auf die kommenden Höhen vorbereiten und die typischen Beschwerden wie Kopfschmerzen reduzieren.
Schon nach wenigen Schritten spüren wir die Höhe – jeder Atemzug erfordert mehr Mühe. Mein Tempo reduziert sich auf: drei Schritte gehen, kurz stehenbleiben. Wieder drei Schritte, kurz anhalten. Es fühlt sich langsam an, doch schließlich erreichen wir 5.000 Meter und werden mit einer spektakulären Aussicht belohnt. Die Berge wirken hier oben noch imposanter, und die klare Luft gibt dem Moment eine ganz eigene Magie.
Zurück in Dingboche gönnen wir uns am Nachmittag eine Pause in unserem Lieblingscafé. Hier laden wir unsere Handys auf, checken das WLAN und schauen – wie jeden Tag hier angeboten – eine Dokumentation über den Mount Everest und die Anfänge des Bergsteigens. Die Geschichten der Pioniere sind beeindruckend, vor allem wenn man bedenkt, wie wenig Ausrüstung sie hatten. Heutzutage gibt es Zimtschnecken und Cappuccino auf fast 4.500 Metern – ein fast luxuriöser Kontrast.
Bis einschließlich Dingboche genießen wir den kleinen Komfort eines eigenen Zimmers mit eigenem Bad – inklusive heißer Dusche. Es sind diese kleinen Annehmlichkeiten, die auf dem Weg in immer größere Höhen besonders wertvoll werden.
Tag 7 – Von Dingboche nach Lhobuche
Der Tag beginnt eiskalt, und wir schlüpfen um 5:45 Uhr mühsam aus den Schlafsäcken. Der Anstieg nach Lhobuche fordert sofort Kraft und Atem, doch bald wärmt die Sonne. Dank des bislang perfekten Wetters genießen wir die klare Sicht und Sonne, obwohl wir unsere Regenkleidung umsonst mitgenommen haben. Die Strecke führt uns durch weite Steppenlandschaften, wo wir immer wieder auf schwer beladene Yaks und Esel treffen. In unserer einfachen Unterkunft in Lhobuche gibt es nun erstmals nur Gemeinschaftstoiletten ohne fließendes Wasser, eine deutliche Veränderung, die die rauen Umstände des Trekkings unterstreicht.
Tag 8 – Aufstieg zum Everest Base Camp
Der Tag beginnt früh, denn uns steht eine der längsten und herausforderndsten Etappen der Reise bevor: der Aufstieg zum Everest Base Camp. Nach einer unruhigen Nacht mit wenig Schlaf und den ersten Anzeichen von Höhenkopfschmerzen fällt der Start schwer. Der Appetit lässt bei uns allen zunehmend nach, doch wir zwingen uns, wenigstens eine Scheibe Toast mit Omelette – unser Standardfrühstück – zu essen, um etwas Energie für den Tag zu tanken.
Der erste Abschnitt führt uns über eine weite Ebene voller Geröll, die sich fast endlos erstreckt. Doch schon bald wird der Weg steiler, und die dünne Luft macht sich zunehmend bemerkbar. Jeder Schritt wird langsamer, und wir müssen häufiger Pausen einlegen. Nach etwa drei Stunden erreichen wir am frühen Mittag Gorakshep, die letzte bewohnte Station vor dem Base Camp. Dort stärken wir uns mit einer heißen Suppe, bevor wir uns auf den finalen Aufstieg machen.
Die letzte Etappe ist kräftezehrend: Der Weg ist alles andere als flach, und die Steine und Geröllfelder fordern volle Konzentration. Trotz der Erschöpfung ist die Motivation groß, denn das Ziel liegt greifbar nah. Besonders beeindruckend ist, wie viele ältere Menschen – manche schätzungsweise über 70 Jahre alt – den gleichen Weg wie wir bewältigen. Angesichts der einfachen sanitären Bedingungen, der gesundheitlichen Risiken in der Höhe und der körperlichen Belastung ist das eine enorme Leistung. Doch es zeigt, dass der Wille und die Leidenschaft für die Berge keine Altersgrenzen kennen.
Nach etwa zwei Stunden erreichen wir endlich das Everest Base Camp. Die Stimmung ist gemischt: Einerseits ist da die Freude, das Ziel erreicht zu haben, andererseits wirkt der Ort weniger spektakulär, als wir es uns vorgestellt hatten. Keine leuchtend gelben Zelte von Expeditionsteams, keine Vorbereitungen für Gipfelbesteigungen – stattdessen nur ein steiniger Platz mit ein paar Gebetsfahnen. Der Grund ist schnell klar: Die Hauptsaison für Expeditionen liegt im Frühjahr, und Ende Oktober herrscht hier weit weniger Betrieb.
Der Rückweg nach Gorakshep führt über denselben schmalen, anspruchsvollen Pfad, und die Erschöpfung macht sich bei jedem Schritt bemerkbar. Wer keine Kraft mehr in den Beinen hat, kann für 100 US$ vom Base Camp auf dem Pferderücken nach Gorakshep reiten, doch das sieht ungemütlich aus, also laufen wir lieber. Nach etwa 90 Minuten erreichen wir das kleine Dorf, müde, aber zufrieden. Das Wissen, dass der Tag geschafft ist und wir uns endlich ausruhen können, ist eine enorme Erleichterung.
Tag 9 – Der Rückflug von Gorakshep nach Lukla und Weiterreise nach Kathmandu
Nach den intensiven Tagen am Everest Base Camp ist es an der Zeit, den Rückweg anzutreten. Normalerweise würde man die Strecke von Gorakshep nach Lukla wieder zu Fuß zurücklegen. Doch wir haben vorab bereits beschlossen, uns diese Zeit und Anstrengung zu sparen. Ein Helikopterflug bringt uns direkt von Gorakshep nach Lukla, was eine aufregende und komfortable Alternative zum langen Fußmarsch ist. Der Flug bietet uns noch einmal eine spektakuläre Aussicht auf das Himalaya-Gebirge, bevor wir in Lukla landen.
In Lukla angekommen, wartet bereits der Weiterflug mit einem größeren Helikopter nach Kathmandu auf uns. Der Nebel, der die Luftfahrt in dieser Region oft beeinträchtigt, sorgt für ein paar Stunden Verzögerung, doch nach etwas Wartezeit und Aufregung geht es dann endlich los. Der Flug nach Kathmandu verläuft ruhig trotz Nebelfelder, und wir landen sicher in der Hauptstadt, wo wir den Tag in einem angenehmen Hotel ausklingen lassen.
Dank des Helikopterflugs statt Wandern haben wir uns wertvolle Zeit gespart, die wir nun in Kathmandu genießen können, bevor wir die Reise endgültig beenden.
Fazit über den Everest Base Camp Trek
Die Wanderung zum Everest Base Camp ist mehr als nur eine physische Herausforderung – sie ist für viele Menschen eine Reise zu sich selbst. Jeder Schritt, ob auf dem steinigen Pfad oder den steilen Anstiegen, fordert den Körper, aber auch den Geist. Die atemberaubenden Ausblicke, die Begegnungen mit den Einheimischen und Wanderfans allen Alters und aus aller Welt, sowie die spirituelle Atmosphäre der Region machen diese Reise zu einem einzigartigen Erlebnis, das weit über das reine Wandern hinausgeht.
Der Aufstieg durch die Höhen und das Akklimatisieren in den immer dünner werdenden Luftschichten fordern Geduld und Entschlossenheit, doch der Moment, in dem man schließlich das Base Camp erreicht, ist die Mühe wert. Die Erlebnisse, die Kultur der Sherpas und das überwältigende Panorama des Himalayas bleiben für immer im Gedächtnis.
Am Ende der Reise ist es nicht nur der erreichte Gipfel, der zählt, sondern die Erfahrung, das Gefühl von Gemeinschaft, der Respekt vor der Natur und die persönliche Entwicklung. Ob man nun den gesamten Weg zu Fuß geht oder – wie in unserem Fall – ein Stück davon mit dem Helikopter zurücklegt, jedes einzelne Element dieser Reise trägt zu einem unvergesslichen Erlebnis bei.
Für alle, die selbst das Abenteuer des Everest Base Camp Trek wagen möchten, bleibt diese Reise ein intensiver, lehrreicher und zutiefst inspirierender Abschnitt im Leben. Wenn du Fragen dazu hast, schreib mir gerne ein E-Mail.
Kerstin
Über die Autorin dieses Artikels
Kerstin’s Mission ist es, Menschen mit und ohne chronische Krankheiten, dabei zu unterstützen, wieder aktiver und beweglicher zu werden, um ihren Alltag so zu leben, wie sie ihn sich wünschen.
Auf ihrem Blog LiveFitAnywhere gibt sie Tipps und Übungsideen rund um gesundheitsförderndes Training, Meditation zum Stressabbau, sowie Gewohnheitsveränderung.
Auf Social Media findest du Kerstin unter @livefitanywhere.
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