Fahrradsicherheit – Wie können Gefahren beim Radfahren vermieden werden?

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Die Unfallzahlen mit Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrern steigen seit Jahren alarmierend an. Verunglückten im Jahr 2000 noch rund 74.000 Fahrradfahrer, waren es im Jahr 2020 schon 91.000. Das könnte auch daran liegen, dass das Radfahren immer beliebter wird. Gerade in Zeiten der Pandemie boomt die Fahrrad-Branche.

Für uns Sportler ist Sicherheit während des Radsports auch ein großes Thema. In diesem Beitrag reden wir über Probleme, aktuelle Gesetze und Möglichkeiten für Radfahrer sicherer am Straßenverkehr teilzunehmen.

Inhaltsverzeichnis

Größere Gefahren durch mehr Radfahrer?

Immer mehr Menschen fahren alltäglich mit dem Rad und füllen die Radwege und Straßen in Deutschland. Wenn man die Verkehrsmittel vergleicht, sind Radfahrende eigentlich nicht gefährdeter als zu Fuß gehende oder Autofahrende. Fahrräder sind beispielsweise in der Metropole Berlin an nur 3 % aller Unfälle beteiligt, machen aber gleichzeitig 15 % des Verkehrsmittels-Anteils aus. Deutschlandweit wurden bereits 2017 über 10 % der Wege mit dem Rad zurückgelegt.

Und noch mehr Zahlen, die die Beliebtheit des Radfahrens untermauern: 80 % aller Haushalte in Deutschland besitzen mindestens ein Fahrrad, 30 % sogar mehr als drei. Das ergibt eine Gesamtsumme von 78 Millionen Fahrrädern im ganzen Land.


Es wird also höchste Zeit, sich auch um die Sicherheit der leisen, umweltschonenden und kostengünstigen Mobilität, dem Fahrradfahren, zu widmen. Dieser Beitrag soll einen Überblick über Maßnahmen zur Fahrradsicherheit und Vorschläge zur Verbesserung geben. Dabei kommt es primär auf die aktuellen Regeln im Straßenverkehr, die eigene Ausstattung sowie die Gestaltung der Radwege an.

Aktuelle Gesetze für Radfahrer

Die Bundesregierung tat ihren Teil bereits Ende April 2020 mit einer Anpassung der Straßenverkehrsordnung. Die aktuelle StVO-Novelle soll laut Verkehrsminister Scheuer für eine Stärkung des Radverkehrs sorgen und „diejenigen besser schützen, die weniger Schutz um sich haben“. Eine noble Absicht, um die Rechte von Radfahrenden im Straßenverkehr zu stärken und so die Unfallzahlen zu senken.

Die Änderung sieht beispielsweise vor, dass Radfahrende ausdrücklich nebeneinander fahren dürfen, solange sie keine anderen Verkehrsteilnehmer behindern. Es wurden weiterhin Schilder wie der Grüne Pfeil für Radfahrende, Verkehrszeichen für Radschnellwege und Symbole für Lastenfahrräder eingeführt. Weiterhin gilt ein Halteverbot auf Fahrradschutzstreifen und es wurden sogenannte Fahrrad-Zonen eingeführt.

Außerdem dürfen Kraftfahrzeuge über 3,5 Tonnen nur noch in Schrittgeschwindigkeit nach rechts abbiegen, was Unfälle im toten Winkel verhindern soll. Eine der wichtigsten Punkte der StVO-Novelle ist jedoch das Festschreiben eines Mindest-Überholabstandes von Kfz gegenüber zu Fuß Gehenden und Radfahrenden. Das gilt also auch für Läufer. Statt des gefährlich pauschal beschriebenen „ausreichenden Seitenabstandes“ beim Überholen, sind nun exakte Werte in Bezug auf den Abstand zu anderen Verkehrsteilnehmern vorgeschrieben:

  • Innerorts: 1,5 Meter
  • Außerorts: 2 Meter

Ob all diese neuen Regelungen tatsächlich für eine Stärkung des Radverkehrs sorgen, wird sich jedoch erst in den Statistiken der nächsten Jahre zeigen. Es bedarf vermutlich einer Vielzahl zusätzlicher politischer Maßnahmen, wie die Verbesserung der Fahrradinfrastruktur, welche später in diesem Artikel thematisiert wird.

Sicher Radfahren - Welche Gesetze existieren aktuell für Radfahrer

Achtung! Fahrradweg endet in die Straße.

Rechtssicherheit für Radfahrer

Für die rechtliche und präventive Absicherung von Radfahrenden, könnte eine Innovation aus Jena sorgen. Die „DASHBIKE“ ist die erste Dashcam fürs Fahrrad, die datenschutzkonforme und anlassbezogene Beweisvideos inklusive aller relevanten Metadaten aufnimmt. Sie wird am Sattel des Fahrrads befestigt und filmt nach hinten. Ein Abstandssensor reagiert auf die Unterschreitung der in der StVO Regelung festgelegten 150 cm Überholabstand und speichert anschließend ein kurzes Video des „illegalen Überholvorgangs“. Zusätzlich speichert die „DASHBIKE“ die letzten 20 Sekunden, sollte der Beschleunigungssensor einen Unfall registriert haben.

Aufgrund eines eigens in Auftrag gegebenen Rechtsgutachtens sind die sogenannten anlassbezogenen Aufnahmen der Fahrrad-Dashcam vor Gericht als Beweismittel zulässig. So kann der benachteiligte Radfahrende im Schadensfall wenigstens sein ihm zugesprochenes Recht einklagen, auch wenn das beteiligte Kfz Fahrerflucht begehen sollte. Die „DASHBIKE“ verfügt außerdem über ein eingebautes Rücklicht, welches präventiv auf den Fahrradfahrenden aufmerksam macht und so Unfälle verhindern kann.

Mit solchen Technologien können Städte auch Verkehrsauslastungen und Risikopotenziale ermitteln, um Fahrradwege noch sicherer zu gestalten.

Dashbike - Rechtskonforme Dashcam für Radfahrer

Welchen Schutz gibt es für Radfahrer?

Wer sich nicht direkt mit dem neuesten Fahrrad-Sicherheits-Gadget ausstatten will, sollte in jedem Fall auf die allgemeine Verkehrssicherheit seines Fahrrads achten. Dazu gehören laut StVO zwei gut funktionierende Bremsen, eine Klingel und rutschfeste Pedale. Außerdem Frontscheinwerfer und Frontreflektor sowie rotes Rücklicht und Rückstrahler.

Genau wie bei Autos lohnt es sich, auch tagsüber mit eingeschalteter Lichtanlage bzw. Tagfahrlicht zu fahren, um zu jederzeit besser gesehen zu werden.

Zusätzlich ist das Tragen eines Helmes von größter Bedeutung, um schwere Kopfverletzungen zu verhindern. Der Helm sollte dabei unbedingt die richtige Größe und Passform haben. Mit der richtigen Position auf dem Kopf, leicht in der Stirn und einem festen Kinnriemen sollte ein potenzieller Sturz etwas gedämpft werden. Doch ein weiterer oft vergessener Fakt ist die Haltbarkeit eines Helmes.

Ja, richtig, ein jeder Helm schützt auch nur so lange, wie sein Material sich in einwandfreiem Zustand befindet. UV-Strahlung und Feuchtigkeit sorgen bei langen und häufigen Ausfahrten oder falscher Lagerung für eine Materialermüdung. Die Konstruktion wird spröder und das Material kann bei einem Aufprall nicht die volle stoß Dämpfende Wirkung entfalten. Daher solltest du unbedingt das Herstellungsdatum überprüfen und den Helm alle drei bis fünf Jahre ersetzen.

Nach einem Sturz, bei dem das Material in Mitleidenschaft gezogen wurde, sollte selbstverständlich direkt ein neuer Helm gekauft werden. Denn es bringt nichts, einen Helm zu tragen, der letztendlich keinen vollumfänglichen Schutz bietet.       

Eine bessere Fahrradinfrastruktur für mehr Sicherheit

Eine weitere, vorwiegend für die Sicherheit im Stadtverkehr notwendige Maßnahme, ist die Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur. Gemeint ist dabei beispielsweise der Ausbau von Radwegen, welche baulich von der Fahrbahn der Autos getrennt sind oder sich auf der rechten Seite der parkenden Autos befinden. Mit einer Separierung kann die Sicherheit und der Komfort aller Verkehrsteilnehmer deutlich verbessert werden.

Ein Beispiel für vorbildliche Fahrrad-Infrastruktur ist die dänische Hauptstadt Kopenhagen. Hier wurden in den vergangenen Jahren spezielle Fahrrad-Highways quer durch die Stadt errichtet, welche fast komplett von Auto-Fahrbahnen getrennt sind. Diese ermöglichen das komfortable Pendeln durch die Stadt bei hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten.

Außerdem gibt es Straßen mit grüner Welle bei einer Geschwindigkeit von 20 km/h, welche primär auf Radfahrende ausgerichtet ist. Möglich wurde die Stärkung des Radverkehrs in Kopenhagen durch politische Entscheidungen, wie die vom Stadtrat beschlossenen Radverkehrs-Strategien und Aktionspläne für sicheren Radverkehr.

Ebenso wird seit dem Jahr 1996 bis heute alle zwei Jahre ein Fahrrad-Bericht der Stadt erstellt. Der sogenannte „Bicycle-Account“ soll den Fortschritt der Entwicklung im Bereich Fahrradsicherheit und -Infrastruktur dokumentieren. Daraus geht für das Jahr 2018 unter anderem hervor, dass die getroffenen Maßnahmen zu einem Radverkehrsanteil von 28 % führten (dazu 32 % Autos, 21 % Laufen, 19 % Öffentlicher Verkehr). Zur Erinnerung: In Deutschland sind es aktuell nur etwas mehr als 10 % Radverkehrsanteil (58 % Autos, 22 % zu Fuß, 10 % Öffentlicher Verkehr).

Gleichzeitig hat Kopenhagen eine erstaunlich niedrige Unfallstatistik. Während in Berlin 14,3 Fahrradunfälle pro eine Million Einwohner gezählt werden, liegt der Anteil dort unter 1! Die Priorisierung des Radverkehrs sorgt in der selbst ernannten Fahrradhauptstadt für eine hohe Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer. In Sachen Rad-Infrastruktur können sich deutsche Stadtplanerinnen und Stadtplaner noch eine Scheibe abschneiden.         

Fahrradstadt Kopenhagen

Parkende Fahrräder unter einem Fahrradhighway in Kopenhagen.

Fazit

Sicherheit beim Radfahren ist eine zweiseitige Angelegenheit. Die richtige Ausrüstung und ein gut instand gehaltenes Fahrrad sind nur die halbe Miete. Es kommt gleichzeitig auf das Recht der Radfahrenden im Sinne der StVO und die verfügbare Infrastruktur für Fahrräder an. Mit Bemühungen vonseiten der Radfahrerinnen und Radfahrer, aber auch vonseiten der Politik, kann das Radfahren sicher gestaltet werden.

Über die Autorin dieses Artikels

Lelia König ist eine leidenschaftliche Radfahrerin, die eine Vorliebe fürs Mountainbiken hat. In ihrer Freizeit fährt sie sogar Rennen in einem Team. Darüber schreibt Lelia auch auf ihrem Blog Misslksunshine.

Beruflich hat sie schon vor ein paar Jahren den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt. Als Mitbegründerin des Start-ups Dashbike setzt sie sich für die Fahrradsicherheit im Straßenverkehr ein.

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